Dorfkirche Süßenborn

Text: Ilja Claus
Fotos: Ilja Claus
Grundriss: Axel Deuer

 

Baugeschichte

Das Dorf Süßenborn liegt circa vier Kilometer östlich von Weimar entfernt. Die kleine Saalkirche liegt dabei eher unscheinbar am Ostende des Dorfs. Von einem mittelalterlichen Vorgängerbau aus der Mitte des 12. Jahrhunderts blieben lediglich Teile des Turms erhalten. Erst 300 Jahre später, im Jahre 1422, wird ein Pfarrer erwähnt. Die Baugeschichte ist indes erst ab 1694 anhand schriftlicher Quellen nachvollziehbar. 1715 erhielt der Turm einen Fachwerkaufsatz als Glockengeschoss und seine heutige barocke Haube. Von 1820 bis 1821 wurde das Schiff in Süßenborn nach Plänen von Clemens Wenzeslaus Coudray in seiner heutigen Form umgebaut. Seit Ende 2005 liefen im Inneren und Äußeren Sanierungsarbeiten, wobei in erster Linie Putz und Farbe ausgebessert wurden.[1] Aktuell werden noch weitere Malerarbeiten am Turm ausgeführt, welche aber kurz vor dem Abschluss stehen.[2]

 

Baubeschreibung

SüßenbornDie heutige Kirche besteht aus dem Chorturm im Osten und dem rechteckigen Saal, der sich im Westen anschließt. Der romanische, rechteckige Turm besitzt eine Grundfläche von 4,64 x 5,85 Metern und ist der älteste Bestandteil der Kirche. Er besteht aus Natursteinmauerwerk und ist an den Ecken mit sauber gearbeiteten Ortsteinen gefasst. Der Turm verjüngt sich nach oben deutlich, was auf Mauerwerksrücksprünge, die im Inneren nachzuvollziehen sind, zurückzuführen ist. Der Turm besitzt im Westen einen großen Triumphbogen, welcher Schiff und Turm miteinander verbindet. Im Osten befindet sich ein vermauerter Rundbogen, welcher zu einer heute nicht mehr erhalten Apsis, oder einem Choranbau führte. In diese Vermauerung wurde im 19. Jahrhundert[3] eine Tür und ein Fenster eingebaut. Links des Portals befindet sich eine Sakramentsnische mit Inschrift, welche auf 1425, womöglich auch 1426 datiert.[4]

Im Erdgeschoss befindet sich ein wahrscheinlich barockes Fenster in der Südmauer, ein direkt darunter liegendes Fenster stammt womöglich noch aus romanischer Zeit.[5] Ausgestattet ist das von einer Brettertonne überwölbte Erdgeschoss mit einem klassizistischen, von 1821[6] stammenden Kanzelaltar, welcher von einer stilisierten Kollonade mit vier schmucklosen Holzpfeilern getragen wird. Links und rechts der mittig liegenden Kanzel befinden sich in Fraktur geschriebene Inschriften: „Ehre/ sei Gott/ in der/ Höhe“ und „Selig/ sind, die/ reinen Herzens/ sind.“ Auch dieses Geschoss verfügt wieder über vier Pilaster als Teil einer Blendkollonade, die den Altar gliedern. Der Altar wird dann von einem mittig liegenden Spitzgiebel abgeschlossen, der von zwei Putten flankiert wird. Noch 2005[7] wurde dieser Giebel von einer Lutherplastik bekrönt. Diese steht heute rechts neben dem Altar. Im ersten Stock befinden sich an der Ostseite ein Schlitzfenster und an der Südseite ein romanisches Säulenbiforium mit attischer Basis. Fuß- und Halsringe der Säule muten wie gedrehte Seile an. Darüber folgt das schmucklose Würfelkapitell und der Kämpferstein. Der Turm wird von einem verputzten Fachwerkaufsatz und der Turmspitze von 1715 abgeschlossen. Im Fachwerkaufbau befindet sich der Glockenstuhl, welcher über Schallöffnungen nach Osten, Süden und Norden verfügt.

Der im Westen liegende Saalbau mit einer Grundfläche von 14,5 x 10,5 Metern stammt aus der Umbauphase von 1820/1821, Reste eines Vorgängerbaus sind nicht sichtbar und auch bisher nicht archäologisch erfasst. Er ist aus Bruchstein gemauert und verfügt über ein Walmdach ohne Gauben. Das Schiff besitzt an Nord- und Südseite je drei sehr hohe Stichbogenfenster, wobei sich unter dem mittleren Südfenster der Zugang befindet. An gleicher Stelle befindet sich eine Sonnenuhr und eine Bauinschrift von 1821. Im Westen befindet sich ein weiteres Portal, welches heute aber in Hüfthöhe zugemauert ist und als Fenster dient. Der Innenraum wird von der schlicht gestalteten, zweistöckigen Empore und er sich im Westen befindenden Orgel von 1872[8] bestimmt. Müller fand diese noch 2005 ohne Register und Pfeifen vor, nachdem diese 1985 ausgelagert wurden[9]. Heute sind sie wieder eingebaut und die Orgel ist spielfähig. Weiterhin befindet sich heute ebenfalls im Westen unter der Empore eine durch verglaste Holzrahmen abgetrennte Winterkirche.

 

Bewertung

Die Kirche in Süßenborn gehört zu den am besten erhaltenen Kirchen in der näheren Umgebung Weimars. Die umfassenden Baumaßnahmen in den letzten Jahrzehnten haben die Kirche und ihr Inventar praktisch vollständig erhalten. Heute verfügt sie wieder über eine bespielbare Orgel, ist im Normalfall für Besucher geöffnet und bietet im Innenraum eine kleine Ausstellung an. Nach Abschluss der letzten Malerarbeiten im Außenbereich dürfte die Kirche über viele Jahre frei von Sanierungs- oder Restaurierungsarbeiten sein. Einzig der Anschluss an den Feiningerradweg steht aktuell noch aus und ist auch nicht geplant, wäre aber wünschenswert.

 

 

 

 

 

  1. [1]Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.), bearbeitet von Rainer Müller: Stadt Weimar; Altenburg 2009; S. 1044f.
  2. [2]Anm: Vergleiche dazu das im Hintergrund sichtbare Baugerüst auf dem Außenpanorama.
  3. [3]Vgl. ebd. S. 1045.
  4. [4]Anm.: Die Inschrift ist stark beschädgt, sodass sich beides rauslesen lässt.
  5. [5]Vgl. ebd.
  6. [6]Vgl. ebd.
  7. [7]Vgl. ebd. S 1045f.
  8. [8]Vgl ebd. S. 1046.
  9. [9]Vgl. ebd.