Ringheiligtum Pömmelte

Text: Marco Chiriaco
Fotos: Ilja Claus

Forschungs- und Grabungsgeschichte

Die zum Lkr. Salzlandkreis gehörende Ortschaft Pömmelte ist ein Ortsteil der Stadt Barby, ebenso wie Zackmünde, welches auf halber Strecke an der Landstraße zwischen Pömmelte und Schönebeck sowie etwa 1,2 km südlich der Elbe liegt. Die Fundstelle [1] befindet sich im ebenen Niederungsgelände der Elbe, etwa 600 m südlich der Ortslage von Zackmünde sowie westlich des Flugplatzes Schönebeck-Zackmünde.[2] Der Kreisgraben mit vier Toröffnungen sowie begleitender Palisade wurde bereits im Juli 1991 bei der Durchführung von flugarchäologischen Untersuchungen von O. Braatsch dokumentiert.[3][4] Eine weitere Befliegung im Juni 2000 konnte diesen Befund bestätigen. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Grabenwerk noch in die Spätbronzezeit bzw. in die frühe Eisenzeit datiert. [5]

Kreisgrabenanlagen konnten bis zur Jahrtausendwende nur in Ausnahmefällen der Bronzezeit zugeordnet werden. Der bis dato unbefriedigende Forschungsstand sollte durch ein umfangreiches Forschungsvorhaben[6] ab dem Jahre 2004 angehoben werden. Dazu sollte die Datierung von 12 ausgesuchten Fundstellen (Rondellanlagen) geklärt werden, um potentielle bronzezeitliche Anlagen für tiefere Untersuchungen differenzieren zu können. Die Morphologie der ausgesuchten Anlagen unterschied sich jeweils in wesentlichen Merkmalen von mittelneolithischen Kreisgrabenanlagen und erinnerte mehr an frühbronzezeitlich datierte Grabenwerke im südöstlichen Mitteleuropa.[7]
Drei Kreisgrabenanlagen[8] konnten anhand von Sondagegrabungen 2005 an den unmittelbaren Anfang der Frühbronzezeit datiert werden. Dabei versprach die Untersuchung der Anlage von Pömmelte-Zackmünde den größten Erkenntnisgewinn, da die Sondagen bereits Funde und Befunde erbrachten, die auf eine rege Durchführung von kultisch-rituellen Praktiken schließen lassen konnten.
Die Luftbilder sowie eine 2005 durchgeführte geomagnetische Prospektion zeigten einen annähernd runden Kreisgraben von etwa 77-78 m Durchmesser, welcher jeweils zwei kleinere als auch zwei größere Unterbrechungen aufwies. Die Anlage besteht ferner aus mehreren konzentrischen Ringstrukturen. Den äußeren Ring bildet ein Kranz aus nah beieinander stehenden Pfosten. Dieser äußere Pfostenkranz besitzt einen Durchmesser von etwa 115 m. Diesem folgt einige Meter weiter innerhalb ein Ring aus segmentartig angeordneten Gruben. Die langovalen bis langrechteckigen Gruben zeigen sich im Längsprofil zumeist wannenförmig. Die Untersuchungen vor Ort lassen den Schluss zu, dass die Gruben zur Zeit der Nutzung der Kreisgrabenanlage an der Oberfläche als grabenartige Struktur zu sehen war. Diesem Segmentgrabenring folgte wiederum einige Meter weiter innen gelegen der Kreisgraben mit einem blickdichten Palisadenring. Ein vor dem Graben aufgeschütteter Wall ist aufgrund der Befundsituation sehr wahrscheinlich. Im Inneren des Palisadenrings befinden sich zwei Kränze einzeln stehender Pfosten.[9] [10]

  1. [1]Eingetragen als Fundstelle 18 in der Ortsakte Zackmünde, OA-ID 766, 53-57.
  2. [2]A. Spatzier, Die Kreisgrabenanlage vom Henge-Typ von Pömmelte-Zackmünde, Salzlandkreis – Vorbericht zu den Grabungen 2005/2006. Jahrschr. Mitteldt. Vorgesch. 91 (Halle/Saale 2007), 31-66.
  3. [3]Vgl. dazu die Ausführungen im Abschnitt „Goseck“
  4. [4]R. Schwarz, Pilotstudien. Zwölf Jahre Luftbildarchäologie in Sachsen Anhalt (Halle 2003); S. 9.
  5. [5]R. Schwarz, Pilotstudien. Zwölf Jahre Luftbildarchäologie in Sachsen Anhalt (Halle 2003); S. 106, 108, Abb. 69
  6. [6]DFG – Forschergruppe FOR550 „Der Aufbruch zu neuen Horizonten. Die Funde von Nebra, Sachsen-Anhalt und ihre Bedeutung für die Bronzezeit Europas“, Teilprojekt 1, Modul A2 „Die Kreisgräben der Makroregion“, speziell „Die endneolithisch-frühbronzezeitliche Kreisgrabenanlage von Pömmelte-Zackmünde“. Prof. F. Bertemes, Halle/Saale (MLU, Projektleitung); Dr. A. Spatzier, Halle/Saale (MLU, örtliche Leitung); Dr. A. Reichenberger, Dr. V. Dresely, beide Halle/Saale (LDA, Koordination).
  7. [7]A. Spatzier, Systematische Untersuchungen der Kreisgrabenanlage von Pömmelte-Zackmünde, Salzlandkreis. Zum Abschluss der Grabungen an mitteldeutschen Rondellen im Rahmen der Forschergruppe FOR:550. In: H. Meller (Hrsg.), Zusammengegraben – Kooperationsprojekte in Sachsen-Anhalt. Tagung vom 17. bis 20. Mai 2009 im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle/Saale. Arch. Sachsen-Anhalt SB 16 (Halle/Saale 2012), 89-98.
  8. [8]Es handelt sich dabei um die Kreisgrabenanlagen bei Egeln, Schönebeck und Salzmünde-Zackmünde, alle Lkr. SLK.
  9. [9]A. Spatzier, Systematische Untersuchungen der Kreisgrabenanlage von Pömmelte-Zackmünde, Salzlandkreis. Zum Abschluss der Grabungen an mitteldeutschen Rondellen im Rahmen der Forschergruppe FOR:550. In: H. Meller (Hrsg.), Zusammengegraben – Kooperationsprojekte in Sachsen-Anhalt. Tagung vom 17. bis 20. Mai 2009 im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle/Saale. Arch. Sachsen-Anhalt SB 16 (Halle/Saale 2012), 91ff.
  10. [10]Vgl. http://mars.geographie.uni-halle.de/for550/index.php/a2/laufende-arbeiten/9-grabungsergebnisse2005-2008