Text: Ilja Claus
Fotos: Ilja Claus
Grundriss: Axel Deuer
Baugeschichte
Die Ortschaft Ehringsdorf befindet sich knapp einen Kilometer südlich von Oberweimar und circa drei Kilometer südöstlich von Weimar entfernt.
Das genaue Alter der Kirche ist nicht bekannt, jedoch wurde ein Marienpatrozinium bereits 1318 urkundlich erwähnt. 1381 wurde die Kirche Filial des Nonnenklosters in Oberweimar. Im ausgehenden 15. Jahrhundert wurde sie um den noch heute erhaltenen Rechteckchor erweitert, 1518 erfolgte die Einweihung des neu errichteten Altars. Im Jahre 1640, in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges,verbrannten schwedische Truppen das Chorgestühl im Lagerfeuer. 1686 und 1721 folgten wieder Umbauten, bei denen das Innere der Kirche barockisiert wurde. Im 19. Jahrhundert fanden weitere diverse Umbau- und Sanierungsarbeiten statt. 1905 und 1908 wurde der Saal im Westen erweitert, um dort eine neue Orgel und ein Treppenhaus unterzubringen. 1983–1987 wurde der Saal erneut umgestaltet und dabei die Gutsherrenloge mit eigener Außentreppe an der Nordseite abgerissen. Ebenso erging es zwei kleineren Emporen. 1987 entdeckte man mittelalterliche Wandmalereien im Chor und legte diese frei. 2005 wurde die Kirche nach umfangreichen Restaurierungen wiedereingeweiht.[1]
Aktuell sind im angesetzten Westbau tiefgehende Risse zu sehen, welche mit Messpunkten versehen wurden.[2] Der Turm darf wegen tiefer Risse an den Schlusssteinen des Triumphbogens nicht betreten werden.
Baubeschreibung
Die Kirche besteht aus einem Turm, dem angesetzten Rechteckchor im Osten und dem Schiff im Westen, welches zusätzlich einen angebauten Treppenaufgang besitzt. Schiff und Chor sind mit einem schiefergedeckten Satteldach ausgestattet. Der Turm wird von einem hohen Walmdach bekrönt. Der ganze Bau ist äußerlich unverputzt.
Das rechteckige Schiff mit einer Grundfläche von 12,22 x 8,08 Metern ist der älteste Teil der Kirche.[3]Es besteht aus Bruchsteinmauerwerk. An der Nordseite findet sich ein heute zugemauertes, romanisches Rundbogenportal und ein Rechteckfenster, wahrscheinlich aus dem Barock. An der Südseite sind ein Rundbogenportal, zwei vermauerte Zugänge und ein ehemals vermutlich spitzbogiger Zugang erkennbar. Hinzu kommt ein Rechteckfenster barocken Ursprungs und ein ebenfalls rechteckiges Fenster aus dem frühen 20. Jahrhundert, welches sich über dem neu geschaffenen Zugang am Südwestende des Schiffs befindet.
Ferner findet sich gut vier Meter über dem Boden ein kleines ins Mauerwerk eingelassenes, beschädigtes Kruzifix, welches aber nicht näher datiert ist. Der Innenraum wird von dem hohen Triumphbogen und den Emporen bestimmt. In einem Anbau im Westen der Kirche befindet sich die Orgel aus dem Jahre 1908. Der Zugang erfolgt durch ein korbbogiges Portal in der ehemaligen Westwand, beziehungsweise von Außen über den im 20. Jahrhundert errichteten zweiten Zugang. Die schmucklosen Holzpfeiler tragen die Emporen im Westen sowie die leicht erhöhten Emporen im Süden und Norden. Letztere tragen mit ihren Holzpfeilern auch die verputzte Holztonne. Unmittelbar vor der Orgel ist ein Zuganker von Nord nach Süd gespannt. An der Südseite befindet sich außerdem noch eine Grabplatte von 1590 mit schwer beschädigter Inschrift.
Der mittig liegende, rechteckige Turm mit einer Grundfläche von 8,08 x 5,72 Metern ist ebenfalls aus Bruchstein gemauert. Der Turm wird von einem verschieferten Fachwerkaufsatz, in dem sich die Glockenstube befindet und dem ebenfalls verschieferten Dachstuhl abgeschlossen. Die Turmspitze weist eine bemerkenswerte und vermutlich nicht zufällige Ähnlichkeit mit dem Dachaufsatz im weniger als einen Kilometer entfernten Oberweimar auf. Der First trägt gleich zwei Wetterfahnen, je eine an der Nord- und der Südseite, mit der Jahreszahl 1929. Ein Mauerwerkswechsel, erkennbar an den sichtlich anders verarbeiteten Ortsteinen im oberen Drittel des Turms, weißt auf eine Turmerhöhung hin. An der Nordseite befindet sich ein Rechteckfenster barocken Ursprungs sowie ein Lichtschlitz. In der Südseite befindet sich der Hauptzugang zur Kirche mit rechteckigem Portal, daraüber eine mit Rankenwerk verzierte, runde Inschrifttafel, welche die heute nicht mehr erkennbare Jahreszahl 1721 [4]trug.
Der Innenraum wird von den beiden großen Triumphbögen im Westen und Osten bestimmt. Die Bögen bestehen aus großen, durch den Putz gut erkennbaren Quadersegmenten aus sauber behauenem Sandstein. Der Bogen ist an der Innenseite gelb, und an den Schildseiten rot gefasst. Auf den ersten circa zwei Metern wurde auf eine Putz- und Farbschicht verzichtet, um die Segmente sichtbar zu machen. Mittig in der Tonne befindet sich die von einer stilisierten Sonne umzeichnete Aufhängung für einen Kronleuchter. Unter dem östlichen Bogen befindet sich der aus Sandstein gefertigte Taufstein mit vergoldeter Inschrift „LASSET DIE KINDER ZU MIR KOMMEN“ und Renaissanceverzierungen. Der im Osten angesetzte Chor mit einer Grundfläche von 8,08 x 8,38 Metern besitzt außen deutlich erkennbare Baunähte zum Turm. An der Nordseite ist noch die Laibung eines rechteckigen Zugang zu erkennen. Links darüber befindet sich ein barockes Rechteckfenster. An der Ostseite befinden sich ein großes Spitzbogenfenster mit Maßwerk sowie darunter drei kleinere Spitzbogenfenster ohne Maßwerk. Knapp unterhalb der Spitze befindet sich ein Lichtschlitz in Form eines griechischen Kreuzes, welches den Dachboden belichtet.
Der von einer verputzten Holztonne überwölbte Innenraum wird von dem großen Kanzelaltar aus dem 18. Jahrhundert[5] bestimmt. Die mittig platzierte Kanzel wird von ionischen Pilastern flankiert, welche den kumpelartig geformten Schalldeckel mit aufgesetztem Kreuz tragen. Links und rechts der Säulen befinden sich ins nichts laufende Voluten. Links und rechts der Kanzel befinden sich insgesamt sechs bemalte Holztafeln des 19. und 16. Jahrhunderts.[6] Links und rechts befinden sich jeweils drei Tafeln. Auf der linken Seite flankieren die beiden Evangelisten Matthäus und Marcus eine Renaissancedarstellung der Heiligen Petrus, Paulus, Jakobus des Älteren und Bartholomäus. Auf der rechten Seite sind links und rechts der Renaissance- Holzplatte die Evangelisten Lukas und Johannes abgebildet. In der Mitte sind von links nach rechts Jakobus der Jüngere, Thaddäus, Matthäus und Johannes Nepomuk abgebildet.
In die Nordwand ist ein spitzbogiger, schlichter Tabernakel eingelassen, vor dem sich ein schmiedeeisernes Gitter befindet. Die ursprünglich umlaufenden Inschrift ist heute nicht mehr lesbar. Der schlichte Altar aus Travertin trägt ein Kruzifix aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.[7] Die Balkenenden zeigen die vier Evangelisten. An der Ostwand befinden sich weiterhin zwei große Wandmalereien aus dem frühen 16. Jahrhundert, welche die Jungfrau Maria als Schutzpatronin der Kirche und einen Bischof, womöglich den heiligen Wolfgang, zeigen.[8] Ferner befinden sich an der Ostwand Weihekreuze aus der selben Zeit.
Denkmalpflegerische Bewertung
Die Situation in Ehringsdorf ist bestenfalls als schwierig zu bezeichnen. Rainer Müller schrieb noch 2005, dass die Kirche „nach umfangreicher Restaurierung, bei der u.a. Nässeschäden beseitigt und die Wände neu gefasst wurden.“ [9] wiedereingeweiht werden konnte, scheinbar ohne größere Mängel.
Keine zehn Jahre später ist von diesen Bemühungen zwar nach wie vor einiges zu sehen, so müssen hier die besagte Ausmalung des Raumes und auch die sehr schonende Freilegung und Sicherung der Malereien im Altarbereich genannt werden. Jedoch sind neue, in ihren Auswirkungen sehr dramatische Schäden hinzugekommen. Die Empore darf auf der Nordseite nicht mehr betreten werden, die Schlusssteine in den Triumphbögen sind zumindest gelockert und durchgehende Risse an der Süd- und Nordwestwand verweisen auf erhebliche statische Probleme beim Westanbau von 1908. Zudem steht die Kirche in Ehringsdorf im Schatten der weitaus größeren Kirche in Oberweimar. Jedoch bleibt zu hoffen, dass die nötigen Sanierungen zeitnah erfolgen. Eine erste Erfassung der Risse ist bereits erfolgt. Danach wäre die Öffnung der Kirche für Besucher wünschenswert.
[ggpkg id=177]
- [1]Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.), bearbeitet von Rainer Müller: Stadt Weimar; Altenburg 2009; S. 961f.↩
- [2]Anm.: Dazu fanden sich im Landesamt für Denkmalpflege leider noch keine Akten.↩
- [3]Vgl. Müller, Rainer; Altenburg 2009.↩
- [4]Vgl. ebd. S. 962.↩
- [5]Vgl. ebd. S. 963↩
- [6]Vgl. ebd.↩
- [7]Vgl. ebd.↩
- [8]Vgl. ebd.↩
- [9]Ebd. S. 961↩